Ein
Offensiv-Feuerwerk der Extraklasse, 102 Punkte, insgesamt 14, zum Teil
spektakuläre Touchdowns, dazu eine starke zweite Spielhälfte der Düsseldorfer
Defense – die 1.776 Fans, die am sommerlichen Samstagabend ins Benrather Stadion
an der Karl-Hohmann-Straße gekommen waren, wurden mit (zeitweise) hochklassigem
Offensiv-Football überreichlich entschädigt. Dank der Steigerung der zunächst
desolaten Deckung gewannen die Düsseldorf Panther am Ende ebenso verdient wie
deutlich mit 65:37 (7:7, 14:24, 17:6, 27:0) gegen die Hamburg Blue
Devils.
„Das war auch ein Charaktertest für meine Spieler, ob wir
es schaffen, uns trotz des zwischenzeitlich deutlichen Rückstands ins Spiel
zurück zu kämpfen“, erklärte nachher Panther-Cheftrainer James Jenkins und
strahlte: „Sie hat ihn bestanden.“ Der 44-jährige Headcoach des sechsmaligen
deutschen Meisters gab aber auch zu: „In der ersten Halbzeit haben uns die
Hamburger mit ihrer Taktik überrascht, sie verdienen unseren vollen Respekt. Die
Blue Devils haben eine starke Mannschaft, die uns sicher auch nächste Woche
alles abverlangen wird.“ Panther-Runningback David McCants, der gegen sein
ehemaliges Team - genau wie Niklas Hornen - zwei Touchdowns erlief, lobte
besonders die Düsseldorfer Offenseline. „Sie hat einen unglaublich guten Job
gemacht. Wir Runningbacks haben gescort, aber die Jungs in der Linie haben uns
den Weg bereitet und die Punkte erarbeitet.“
Doch schön der Reihe nach:
Der erste Drive der Panther wurde schnell gestoppt, das sonst so starke
Passspiel der Düsseldorfer wurde von den Gästen rigoros via Doppeldeckung für
Niklas Römer und Co. unterbunden. Weit überraschender die Angriffs-Formation der
Hanseaten. Da sich mit Tory Cooper das sonstige ‚Arbeitstier‘ der Laufoffense
bei der 14:17-Niederlage gegen Braunschweig einen Innenbandriss am Knie
zugezogen hatte, der den US-Runningback wohl noch mindestens vier Wochen außer
Gefecht setzt, setzte Headcoach Max von Garnier konsequent aufs Passspiel. Gegen
das ‚empty backfield‘ der Hamburger, bei denen Spielmacher Paul Roberts mit viel
Übersicht immer wieder den freien seiner fünf Receiver bediente, fanden die
Hausherren bis zur Pause kein Mittel. So punkteten die ‚Teufel‘ bei fünfen ihrer
sechs Ballbesitze in der ersten Hälfte. Die Panther-Offense hatte mehr
Schwierigkeiten: Unnötige Strafen, mit Ausnahme des ersten Touchdowns durch das
bewährte Duo Robert Demers/Niklas Römer immer wieder vereitelte Versuche, das
Pass-Spiel zu etablieren, ein paar verpasste Blocks – trotzdem standen nach dem
zweiten Quarter immerhin 21 Zähler auf der Habenseite.
Die Initialzündung
zur Aufholjagd lieferte dann die Abwehr. Nach einem 50-Yard-Lauf von Blue
Devils-Quarterback Roberts, bei dem beinahe ein halbes Dutzend Tackleversuche
nicht saßen , stemmten sich die Rheinländer, geführt von Linebacker Jens
Hoffmann und Defenseliner Pascal Hohenberg und unterstützt durch die laustarken
Fans auf der Tribüne, dem drohenden Zwei-Touchdowns-Rückstand entgegen. So stand
es ‚nur‘ 21:31 zur Pause. Panther-Cheftrainer Jenkins besprach sich erst lange
auf dem Feld mit seinen Coaches, appellierte dann an seine Spieler. „Wir haben
auf Manndeckung umgestellt, ich habe gesagt, dass jetzt jeder für sich kämpft,
keiner mehr mögliche Fehler auf Probleme in der Abstimmung schieben kann – darum
geht’s beim Football, knallharter Kampf.“
Der neue Spirit zahlte sich
prompt aus: Nationalmannschafts-Verteidiger Sebastian Schönbroich, der schon
beim 40:14 gegen Dresden zwei Bälle abgefangen hatte, krallte sich den ersten
Roberts-Pass, wenig später erlief Niklas Hornen den Anschluss-Touchdown. Beim
nächsten Ballbesitz der ‚Blauen‘ kam das ‚big play‘ von Denis Odenhoven. Der
21-jährige Defensive Back, der ebenfalls gegen die Monarchs zwei Interceptions
gefangen hatte, sackte ‚Teufel‘ Roberts und schlug ihm den Ball weg, Jonas
Kroneberg eroberte ihn für die Panther. Vier Spielzüger später stürmte David
McCants zu seinem zweiten Touchdown und der ersten Panther-Führung in die
Endzone. Die wurde durch ein Fieldgoal von Sven Misbach ausgebaut, nachdem Jörg
Berghoff und Mahir Köroglu beim nächsten Angriff der Gäste einen weiteren Fumble
erzwungen hatten.
Noch einmal schlugen die Hamburger zurück, kamen kurz
Ende des dritten Spielabschnitts auf 37:38 heran. Doch danach ging den Gästen,
die zudem Linebacker Samuel Ong mit einer Knieverletzung verloren, sichtlich die
Luft aus. „Wir haben einfach nicht die Tiefe im Kader, um da noch gegenhalten zu
können“, gestand Headcoach Max von Garnier nachher, „die Panther bringen dann
noch ihren dritten, vierten oder fünften Klasse-Runningback, da sind meine Jungs
noch überfordert.“ Trotzdem war der frühere Klasse-Receiver – zu Recht – stolz
auf sein Aufsteigerteam: „Aber wir haben gezeigt, dass wir in der ersten Liga
mithalten können, das ist die wichtigste Erkenntnis, darauf können wir
aufbauen.“ Tolle Geste der Panther-Fans, dass sie die Hamburger für ihre
beherzte Vorstellung nach dem Schlusspfiff mit stehenden Ovationen und „Blue,
Blue, Blue“-Sprechchören verabschiedeten.
Zwischenzeitlich erlebten die
Zuschauer noch eine Offense-Demonstration der Düsseldorfer, die übrigens vor
genau zehn Jahren – damals in der Regionalliga West - beim 76:0 gegen die
Paderborn Dolphins mehr Punkte erzielt haben als an diesem dritten GFL-Spieltag
2012. Ein Super-Catch von Janik Lück eröffnete das Schlussviertel, in dem die
O-Line der Raubkatzen die erschöpften ‚Teufel‘ beinahe nach Belieben über den
Platz schob. Spielmacher Robert Demers sprintete über die rechte Seite in die
Endzone, wenig später legten Soichiro Tsukuda mit seinem ersten Touchdown für
Düsseldorf und Muco Köroglu noch nach und untermauerten – genau wie Marcel von
Eck - die vom gegnerischen Coach angesprochene Tiefe des Kaders und Qualität des
Laufspiels. „Wir haben immer darauf gewartet, dass sie ihre Deckung umstellen“,
wunderte sich nachher David McCants, „dass sie irgendwann die Box
(Spielfeldmtte) zustellen und wir gezwungen sind, mehr zu passen. Aber sie haben
es nicht getan und daher sind unsere sieben Lauf-Touchdowns nur das logische
Ergebnis.“
Das Spiel im Überblick:
Düsseldorf Panther – Hamburg
Blue Devils 65:37 (7:7, 14:24, 17:6, 27:0)
1.776 Zuschauer im Benrather Stadion an der Karl-Hohmann-Straße;
0:7
Paul
Roberts, 2-Yard-Lauf, PAT Michel Hündür (7:06 Minuten gespielt)
7:7 Niklas
Römer, 18-Yard-Pass von Robert Demers, PAT Sven Missbach (9:07)
7:14 Philipp Schulz,
21-Yard-Pass von Paul Roberts, PAT Michel Hündür (15:20)
7:21 Kay Stange,
80-Yard-Pass von Paul Roberts, PAT Michel Hündür (18:12)
14:21 David McCants, 60-Yard-Lauf, PAT
Sven Missbach (18:27)
14:28
Julian Spohr, 11-Yard-Pass von Paul Roberts, PAT Michel Hündür
(20:06)
21:28 Niklas
Hornen, 1-Yard-Lauf, PAT Sven Missbach (22:44)
21:31 Michel Hündür 31-Yard-Fieldgoal
(24:00)
28:31 Niklas
Hornen, 2-Yard-Lauf, PAT Sven Missbach (26:01)
35:31 David McCants, 8-Yard-Lauf, PAT
Sven Missbach (28:35)
38:31
Sven Missbach, 34-Yard-Fieldgoal (32:55)
38:37 Julian Spohr, 21-Yard-Pass von Paul
Roberts, PAT vorbei (34:24)
45:37
Janik Lück, 26-Yard-Pass von Robert Demers, PAT Sven Missbach
(36:06)
52:37 Robert
Demers, 41-Yard-Lauf, PAT Sven Missbach (38:38)
59:37 Soichiro Tskukuda, 18-Yard-Lauf,
PAT Sven Missbach (41:54)
65:37
Muco Köroglu, 16-Yard-Lauf, PAT vorbei (45:44)
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